Was man auch immer von Gedenkveranstalturgen für Schlachten und militärischen Inszenierungen hält, so bieten diese doch die Chance, die bisherige Geschichtsschreibung teilweise zu korrigieren. Denn in der Literatur und in den Köpfen der Menschen hat sich seit der Reichseinigung 1871 eine rein preußische Betrachtungsweise auf die Geschichte der Napoleonischen Kriege verfestigt. Diese in Teilen zu korrigieren und zu einer mehr unabhängigen und damit auch eine die sächsische Sicht auf die damaligen Ereignisse zu berücksichtigende Betrachtung der napoleonischen Kriege zu finden ist schon lange überfällig. Und wie erfreulicher Weise festzustellen ist, beginnt sich diese auch langsam durchzusetzen.
Im Zuge der Napoleonischen Kriege propagierten die Preußen zur Mobilisierung aller ihrer Kräfte und zur Schwächung der mit Frankreich verbündeten deutschen Rheinbundstaaten einen deutschen Patriotismus. Dieser Nationalgedanke war damals etwas ganz Neues, der auch in Sachsen viele begeisterte Anhänger fand. Von den Preußen als "Befreiungskriege" dargestellt, brachte letztlich die Schlacht bei Leipzig für Sachsen keine Befreiung von den sich auch hierzulande oftmals nicht gerade als Verbündete auffuhrenden Franzosen. Sondern es war so, dass die Preußen ihre historische Chance nutzten und Sachsen beim Wiener Kongress zwangen, etwa die Hälfte seines Territoriums zumeist an Preußen abzutreten. Sachsen war damit als deren Konkurrent ein für allemal ausgeschaltet, Preußen einen großen Schritt auf seinem Weg Deutschlands vorherrschende Macht zu werden voran gekommen.
Über eines, das zu jener Zeit die Menschen in Sachsen sehr bewegte, wurde im "Jahrbuch der Dübener Heide 2000", einer Buchreihe, die im übrigen immer wieder viele interessante Aufsätze zur sächsischen Geschichte enthält, berichtet. Hierbei handelt es sich um den Beitrag "Der Tambour Johann Gottfried Kanitz aus Süptitz - ein Sachse 1815 in Lüttich von den Preußen erschossen", den der Autor diese Beitrages verfasste. In der Folge soll dieser Aufsatz als Beispiel für das rigorose, verständnislose Verhaltens der Preußen gegenüber den Empfindungen ihrer neuen sächsischen Untertanen wiedergegeben werden.
Mit freundlicher Genehmigung des Malers Volker Pohlenz.
Das Schlachtengemälde "Probstheida brennt" ist dem "Leipziger Schlachtfeldführer 1813/1913" entnommen, Leipzig 1913.